Scheide

Scheide

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Schei|de ['ʃai̮də], die; -, -n:
1. schmale, längliche (der Form der jeweiligen Klinge angepasste) schützende Hülle für Hieb- und Stichwaffen:
er steckte das Schwert in die Scheide.
Syn.: Etui, Futteral, Hülse.
Zus.: Degenscheide, Säbelscheide, Schwertscheide.
2. von der Gebärmutter nach außen führender Teil des weiblichen Geschlechtsorgans:
einen Tampon in die Scheide einführen.
Syn.: Vagina.

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Schei|de 〈f. 19
1. schmaler Behälter, Futteral für Schneidwerkzeuge, Hieb- u. Stichwaffen (Degen\Scheide)
2. 〈Anat.〉 Teil des weibl. Geschlechtsorgans bei Mensch u. Tier, Verbindungsgang zwischen Gebärmutter u. äußerem Geschlechtsteil; Sy Vagina
3. 〈Bot.〉 röhrenförmiger Pflanzenteil
4. 〈veraltet〉 Grenze (Feld\Scheide, Wasser\Scheide)
● den Degen, das Schwert aus der \Scheide ziehen, in die \Scheide stecken [<ahd. sceida „Schwertscheide“, urspr. „Gespaltenes“; später a. „Messerscheide“; → scheiden]

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Schei|de, die; -, -n [mhd. scheide, ahd. sceida, eigtl. = Geschnittenes, Gespaltenes (verw. mit scheiden), urspr. = Hülse aus zwei Holzplatten]:
1. schmale, längliche, der Form der jeweiligen Klinge angepasste Hülse aus festem Material, in die eine Hieb- od. Stichwaffe bis zum Knauf hineingesteckt wird.
2. [nach lat. vagina, Vagina] von der Gebärmutter nach außen führender, mit Schleimhaut ausgekleideter, schlauchartiger Teil der weiblichen Geschlechtsorgane; Vagina.
3. (veraltend) Grenze (1 b).

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I
Scheide,
 
1) Anatomie: Vagina [v-], bei Tieren und beim Menschen der letzte, nach außen in eine Kloake oder einen Urogenitalsinus beziehungsweise Scheidenvorhof mündende, gangartige Abschnitt der inneren weiblichen Geschlechtsorgane. Meist muskulös-elastisches Hohlorgan zur Aufnahme des Penis bei der Kopulation, als Ausführungsgang für die Eizellen beziehungsweise als Geburtsgang für die Jungen (bei Viviparie) sowie bei den Primaten zur Ableitung des Menstruationsblutes. Eine anatomisch deutlich abgrenzbare Vagina findet sich z. B. bei Platt- und Fadenwürmern, Ringelwürmern und Weichtieren, Gliederfüßern und den Wirbeltieren. Bei Letzteren (außer Knochenfischen) stellt sie den letzten Abschnitt des paarigen Müller-Ganges dar; sie ist daher noch bei vielen Knorpelfischen sowie bei den Beuteltieren paarig; bei den Säugetieren ist sie in der Regel zu einer Einheit verschmolzen.
 
Die Scheide der Frau schließt sich an die Gebärmutter in Form eines etwa 10 cm langen, häutig-muskulösen elastischen und von Schleimhaut ausgekleideten Gangs an, wobei ihr oberster Abschnitt (Scheidengewölbe; Fornix vaginae) den Muttermund umfasst. Distal mündet sie durch den von einem Schließmuskel umfassten Scheideneingang (Ostium vaginae) in den Scheidenvorhof (Vestibulum vaginae). Die Scheidenschleimhaut, die aus einem vielschichtigen, unverhornten Plattenepithel besteht, ist hormonal bedingten, mit den Phasen des Menstruationszyklus gekoppelten Veränderungen unterworfen. Das primär alkalische Scheidensekret stammt aus Drüsen des Gebärmutterhalskanals; hinzu kommen abgestorbene Epithelien und aus diesen frei werdendes Glykogen, das wichtig ist für die Milchsäurebildung durch die Döderlein-Stäbchen. Das so erzeugte saure Scheidenmilieu ist ein wirksamer Schutz gegen eindringende Infektionskeime.
 
 2) Botanik: Blattscheide, bei Pflanzen der den Stängel mehr oder weniger umfassende, zum Teil röhrig geschlossene, häufig blasig erweiterte Blattgrund bei verschiedenen Pflanzen, z. B. bei Gräsern, Doldenblütlern, Knöterichgewächsen.
 
 3) Waffenwesen: schmales, der Form der Klinge angepasstes Behältnis aus Leder, Holz oder Metall für Hieb- und Stichwaffen aller Art.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Geschlechtsorgane der Frau: Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter und Scheide
 
 
II
Scheide
 
(Vagina). Die weibliche Scheide ist ein elastischer und häutig-muskulöser Schlauch, der im ausgewachsenen Zustand 7 bis 11 cm lang ist. Sie gehört zu den inneren Geschlechtsorganen, bildet die weibliche Geschlechtsöffnung und mündet in den Scheidenvorhof. Die Scheide dient dem Abführen des Menstruationsblutes, beim Geschlechtsverkehr der Aufnahme des männlichen Glieds und ist der letzte Teil des Geburtskanals. Nahe ihrem hinteren Ende ragt die Gebärmutter mit dem Gebärmutterhals in das Scheidengewölbe.
 
Im Ruhezustand hat die Scheide einen H-förmigen Querschnitt, da ihre Vorder- und Hinterwand aufeinander liegen, sodass sie nur bei passiver Dehnung ein Hohlorgan mit 3 bis 4 cm Durchmesser ist. Dabei ist sie nach einiger Zeit sexueller Aktivität in großem Maße anpassungsfähig, sodass die Größe des männlichen Glieds außer in Extremfällen von untergeordneter Bedeutung ist. Sie hat innen deutliche Querfalten, die die Reibung beim Geschlechtsverkehr erhöhen. In ihrem vorderen Bereich ist die Scheide gegen das benachbarte Gewebe verschieblich, im hinteren Bereich aber über Scheidewände und Bindegewebe fest mit Harnblase und Harnröhre beziehungsweise locker mit dem Mastdarm verwachsen. Die Scheide besitzt keinen Schließmuskel, ihr vorderer Teil ist aber von drei willkürlichen Muskeln umgeben, die Scheide, Harnröhre und After verengen können und sich bei der Geburt sehr dehnen müssen; diese Muskeln sind trainierbar (Beckenbodengymnastik).
 
Die Scheidenwand besteht aus der außen liegenden Gewebsschicht (Tunica externa) aus lockerem elastischem Bindegewebe mit weitlumigen Venen und Lymphgefäßen, der Mittelschicht (Tunica muscularis) mit glatten (unwillkürlichen) Muskelzellen in zwei sich überkreuzenden Spiralsystemen, zwischen denen ebenfalls Venen liegen, und der inneren Scheidenwand (Tunica mucosa), einem mehrschichtigen Plattenepithel aus festgefügten, großen flachen Zellen, die reichlich Glykogen enthalten. Dieses wird aus den ständig abgestoßenen und verschleimenden Zellen der obersten Schichten frei und dient den Milchsäurebakterien in der Scheidenflora zur Ernährung. Durch die dabei entstehende Milchsäure bildet sich ein saures schützendes Scheidenmilieu.
 
Die Scheide besitzt mit dieser inneren Wand keine Schleimhaut, da sie drüsenlos ist. Wenn sie bei sexueller Erregung feucht und damit gleitfähig wird (Lubrikation), ist dieses Scheidensekret (Vaginalsekret) im Wesentlichen ein Transsudat, das heißt eine seröse (dem Blutserum ähnliche) Flüssigkeit, die reflektorisch über das vegetative Nervensystem durch Zusammenziehen der glatten Muskulatur aus den Venen und Lymphgefäßen in der Scheidenwand (auch der nahe gelegenen Schwellkörper) ausgepresst wird und tröpfchenweise innen auf der Scheidenhaut erscheint. Es kann in zeitlichen Abständen mehrfach in erheblicher Menge auftreten, sodass es unter Umständen aus der Scheide austritt (als nass werden bezeichnet). Bei hormonellen Veränderungen, z. B. während oder in den ersten Wochen nach einer Schwangerschaft verändert sich die Zusammensetzung. Das Scheidensekret ist dann wässriger und macht die Scheide weniger gleitfähig.
 
Der Zervikalschleim spielt beim Feuchtwerden der Scheide nur eine geringe Rolle, da auch nach einer Entfernung der Gebärmutter durch Operation keine Minderung des Feuchtwerdens auftritt. Außerdem weitet und verlängert sich die Scheide bei sexueller Erregung und wird durch die Blutfülle weicher, was für die geschlechtliche Vereinigung vorteilhaft ist. Nie darf das Glied in eine trockene Scheide eingeführt werden (Gleitfähigkeit, Gleitmittel). In der Plateauphase verengt sich ihr vorderes Drittel, das Scheidengewölbe erweitert sich, während des Orgasmus kommt es zu rhythmischen Kontraktionen. Da nur das vordere Drittel der Scheide reichlicher mit Nerven und Sinneskörperchen ausgestattet ist, kommt ihr bei der sexuellen Lust bei vielen Frauen keine so große Bedeutung zu. Das Streicheln des Kitzlers und der kleinen Schamlippen ist für Mädchen und Frauen meistens viel erregender (Entwicklung der Geschlechtsorgane).
 
Bis zur Pubertät ist die Scheidenwand beim Mädchen sehr dünn, besitzt noch kein Plattenepithel und ist dadurch sehr verletzlich. Durch eine Mischflora hat sie ein basisches Milieu, das kaum gegen pathogene Mikroorganismen schützt. Deshalb ist die Scheide durch das Jungfernhäutchen teilweise verschlossen und somit geschützt. Erst in der Pubertät wird die Scheide unter Östrogeneinfluss für ihre künftigen Aufgaben ausgebildet.
 
Umgangssprachliche, meist von Männern benutzte Begriffe sind Löchlein oder (derber) Loch, Dose, Lustgrotte; andere Begriffe unterscheiden sich nicht von solchen für die Vulva.
 
Siehe auch: Ausfluss, Intimhygiene, Scheidenabstrich, Vulgärsprache.
 

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Schei|de, die; -, -n [mhd. scheide, ahd. sceida, eigtl. = Geschnittenes, Gespaltenes (verw. mit ↑scheiden), urspr. = Hülse aus zwei Holzplatten; 2: nach lat. vagina, ↑Vagina]: 1. schmale, längliche, der Form der jeweiligen Klinge angepasste Hülse aus festem Material, in die eine Hieb- od. Stichwaffe bis zum Knauf hineingesteckt wird: das Schwert aus der S. ziehen, in die S. stecken. 2. von der Gebärmutter nach außen führender, mit Schleimhaut ausgekleideter, schlauchartiger Teil der weiblichen Geschlechtsorgane; Vagina: eine Entzündung der S.; den Penis in die S. einführen; Richtig ... sitzt der Tampon in der S., kurz vor dem Ausgang der Gebärmutter (Hörzu 13, 1973, 43). 3. (veraltend) Grenze (1 b): die S. zweier Gemarkungen; Ü (geh.:) er stand an der S. zwischen Leben und Tod.

Universal-Lexikon. 2012.

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  • Scheide — Sf erw. fach. (9. Jh.), mhd. scheide, ahd. skeida, as. skēđia, afr. skēthe Stammwort. Aus g. * skaiþ(j)ō f. Scheide , auch in anord. skeiđar Pl., ae. scēaþ. Der altnordische Gebrauch im Plural zeigt, daß ursprünglich die beiden Schutzplatten der… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

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